Betrifft: Faire Computer 1/2015

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Die Kolumne “Betrifft: Faire Computer” erscheint regelmäßig in der FIfF-Kommunikation. Es geht kurz und knapp um die Neuigkeiten (die meist auch schon getwittert wurden unter @FaireComputer) in Sachen Faire IT / Elektronik des letzten Vierteljahres. Diese Ausgabe berichtet von Dezember 2014 bis Februar 2015 und erschien in der FIfF-Kommunikation 1/2015. Frühere Ausgaben findet ihr hier im Blog.

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Gewerkschaftsfreiheit im Apple-Bericht

GoodElectronics, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften und NROs zum Thema faire und grüne Elektronik hat ebenfalls eine Analyse des Apple-Zuliefererberichts veröffentlicht. Die Kritik von GoodElectronics zielt vor allem auf Apples Einschätzung der Einhaltung von Apples Verhaltenskodex in Sachen Gewerkschaftsfreiheit. Die liegt nämlich bei sagenhaften 98%, d.h. Apple hat kaum etwas auszusetzen. Mehr als die Zahl ist in dem Bericht leider nicht zu finden.Die Zahl ist verwunderlich, denn

  • in z.B. China gibt es gar keine freien Arbeitnehmervertretungen. Alle Betriebsräte sind Mitglied des parteistaatlichen Gewerkschaftsverbandes AFCTU.
  • in der Regel sind die meisten Betriebsratsmitglieder aus dem Management der Firma
  • oft wissen die Arbeiter gar nichts von einem Betriebsrat oder vertrauen der angebotenen Hotline nicht (wegen Punkt 2) und kennen allenfalls die politikfreien Freizeitangebote.

Wenn man sich Apples Verhaltenskodex allerdings anschaut wird’s klarer:

  • Es geht lediglich um Nichtdiskriminierung von Gewerkschaftsmitgliedern. Beispiel China: Die Mitarbeiter sind oft ohne ihr Wissen und Zustimmung sogar automatisch Gewerkschaftsmitglieder (und zahlen einen Teil ihres Lohns), also besteht gar kein Problem.
  • Es geht gar nicht um die Art und Macht der Gewerkschaft, z.B. ob sie Kollektivverhandlungen durchführen kann o.ä.
  • Es wird ansonsten auf Einhaltung der lokalen Gesetze verwiesen.

Dass die Gesetze in vielen Ländern – vor allen in den Freihandelszonen – nicht ausreichen, um so was wie Vereinigungsfreiheit zu erlauben oder wirksam zu machen, ist dann bei GoodElectronics zu lesen.

GoodElectronics hat also recht; zu kritisieren sind allerdings Apples unzureichenden Anforderungen an die Zulieferer.

Dazu passt die Nachricht, dass Foxconn Wahlen für eine gewerkschaftliche Vertretung vorbereitet, die sich alle 5 Jahre wiederholen sollen. Hier dürfte Apple mittels der beauftragten Fair Labor Association einiges bewegt haben. Foxconn soll selbst zugegeben haben, dass der bisherige Betriebsrat weder demokratisch noch repräsentativ war.

Die Details sind allerdings noch unklar, ein Urteil kann man jetzt noch nicht fällen. Die Modalitäten der Wahlen sind noch nicht bekannt, und freie Arbeitnehmervertretungen kann es in China schon per Gesetz nicht geben. Vergangene Versuche anderer Firmen seien gescheitert, sagen Beobachter.

Foxconn und seine Zulieferer hatten in jüngster Zeit vermehrt mit Streiks zu schaffen gehabt, so zumindest die Meldungen, die uns erreichen, siehe u.a. www.sacom.hk/archives/971, www.zdnet.de/88139355/erneut-unruhen-bei-apple-lieferant-in-china/ und www.goodelectronics.org/news-en/foxconn-workers-in-beijing-china-on-strike-over-end-of-year-bonus-and-payrise