Pegatron, verdeckte Ermittlungen und offizielle Audits

Der Name Apple in Verbindung mit schlechten Arbeitsbedingungen sorgt immernoch weltweil für Schlagzeilen in allen wichtigen Medien. Die Neuigkeit ist, dass diesmal nicht Foxconn im Fokus steht, sondern…

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Pegatron ist wie (das viel größere) Foxconn ein sogenannter Kontraktfertiger, also eine der OEMs, die für Markenfirmen die Geräte zusammenlöten, -schrauben und verpacken. Die Firma wurde 2007 aus Asus (eigentlich ASUSTeK Computer Inc.) heraus gegründet. Zu den Kunden von Pegatron sollen u.a. Nokia, Panasonic, HP, Dell, Apple, Lenovo, Acer, Sony, Toshiba und natürlich Asus gehören.

Pegatron fertigt schon seit längerem für Apple u.a. das iPad Mini. Für sein kommendes iPhone 5C Modell soll Apple Pegatron als günstigeren Anbieter im Vergleich zu Foxconn gewählt haben, zumal dieser in diesem Jahr durch schlechte Qualität aufgefallen ist. Tim Cook redete von strategischen Gründen.

Die schlechte Nachricht: Bessere Arbeitsbedingungen waren jedenfalls nicht der Grund für die Auftragsvergabe. Die gute Nachricht: Dass das Interesse nun einem anderen Kontraktfertiger gilt, kann uns nur Recht sein.

Erschöpfte Arbeiter bei Pegatron

Erschöpfte Arbeiter im Pegatron-Werk Shanghai. Bild aus dem CLW-Bericht, S.16

Pegatron ist nämlich nun in die Schlagzeilen geraten, weil China Labor Watch (CLW) einen Bericht über die Arbeitsbedingungen in den Fabriken veröffentlicht hat. Pegatron und seine Töchter (z.B. Ri-teng Computer Accessory) waren auch in der Vergangenheit schon aufgefallen:

CLW hat von März bis Juli mehrere Arbeiter in drei Fabriken zwei bis sechs Wochen lang undercover eingesetzt, zudem etwa 200 Interviews mit Arbeitern außerhalb der Fabriken geführt. Die Erkenntnisse sind die üblichen (was nicht zynisch klingen soll): Überstunden in unerlaubtem Maß, unbezahlte Zwangs“besprechungen“, Akkordarbeit, stundenlanges Stehen beim Arbeiten, Verweigern von versprochenen Pausen, Verzögern von Gehaltszahlungen, ausbildungsfremde Beschäftigung von Schülern und Praktikanten. Mir bislang unbekannt ist die Praxis, dass Personalausweise vorübergehend eingezogen werden. Die Bilder aus den Unterkünften sind zudem schon ziemlich erschreckend.

Badezimmer in einer Pegatronunterkunft. Videostill aus Videodokumentation von CLW

Badezimmer in einer Unterkunft von AVY, ebenfalls eine Tochterfirma von Pegatron. Videostill aus Dokumentation „Apple’s unkept promises“ von CLW.

Relevant sind aus meiner Sicht vor allem drei in dem Bericht erwähnte Aspekte:

  1. In einigen (am Anfang des Berichts aufgezählten) Punkten widersprechen die Erkenntnisse dem Ethikkodex der Firma Apple (und anderen) für Zulieferer. Apple führte in der Vergangenheit auch in Pegatron-Werken Audits zur Kontrolle durch. Wie können diese Widersprüche entstehen?
  2. Es werden chinesische Gesetze gebrochen, zumindest bei den Wochenarbeitszeiten: Das Gesetz erlaubt maximal 49 Stunden, Apple akzeptiert maximal 60 Stunden, bei Pegatron festgestellt wurden übliche 66 Stunden. Welchen Wert hat z.B. der EICC-Kodex, der auf Beachtung von lokalen Gesetzen setzt, wenn diese nie eingehalten und kontrolliert werden?
  3. Es wird in den Pegatronwerken bei Audits geschummelt. So sollen Überstundenlisten absichtlich falsch geführt worden sein („the document’s only purpose is to deceive Apple during inspections“, S.17). Welchen Wert haben die Audits dann überhaupt? Bei solchen Verstößen hat Apple in der Vergangenheit schon Verträge gekündigt, 2012 bei sogar zwei Zulieferern. Werden sie es auch bei Pegatron machen oder ist es nicht schwerwiegend genug?

Vielleicht erklären sich die Widersprüche (1) bei den Arbeitszeiten (2) durch das Schummeln (3)?

Tägliche unbezahlte Pflichtbelehrung nach dem Ausstempeln

Tägliche unbezahlte Pflichtbelehrung nach dem Ausstempeln. Bild aus dem CLW-Bericht, S.35

Apple hat reagiert. Zum einen können sie die Erkenntnisse von CLW nicht bestätigen und versprechen eigene Recherchen. Interessant zu erfahren ist, dass Apple mit CLW schon länger in Kontakt ist und in Sachen Personalausweisen auch schon Verbesserungen erreicht haben soll.

In Pegatrons Stellungnahme werden ebenfalls Untersuchungen und Verbesserungen angekündigt.

Leider erfährt man meist nie wieder etwas davon. In der Regel schauen dann Organisationen wie CLW einige Monate später wieder vorbei und finden neue Probleme und alte nicht gelöst. Für eine gewisse Transparenz sorgten immerhin die von Apple 2012 angewiesenen Untersuchungen der Fair Labor Association in Foxconn-Werken. Sie dokumentierten schon wenige Monate später, dass Verbesserungen umgesetzt wurden. Weder SACOM noch CLW sahen allerdings Fortschritte, es wurde sogar Täuschung vorgeworfen. In diesem Jahr wiederholte sich das Spiel, die Debatte ist hitzig.

Schlagzeilen und Empörung allerdings genügen nicht, damit es Fortschritte gibt.

3 Gedanken zu „Pegatron, verdeckte Ermittlungen und offizielle Audits

  1. Das ist so unglaublich… Und das nennt man dan Globalisierung und Freiermarkt!!!
    Macht weiter so mit eurer Arbeit!!! Ich hoffe das die Konsum gestäuerten Zombies mal aufwachen! MfG.

  2. Ich darf mich mal selbst zitieren: „In Pegatrons Stellungnahme werden ebenfalls Untersuchungen und Verbesserungen angekündigt. Leider erfährt man meist nie wieder etwas davon. In der Regel schauen dann Organisationen wie CLW einige Monate später wieder vorbei und finden neue Probleme und alte nicht gelöst.“

    Im Dezember 2014 dann hat zwar nicht CLW, aber die BBC mal wieder von Pegatron berichtet (siehe z.B. [1]), und es läuft ganz genauso: „Wir untersuchen“, dann Pause, dann Zeitdruck von Apple, eine neue Fabrik, dann neue Untersuchung mit den genau den gleichen Problemen. 🙁

    [1] http://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Arbeitsbedingungen-Apple-Auftragsfertiger-Pegatron-will-Vorwuerfen-nachgehen-2506194.html

  3. Es ist eine riesen schweinerei da will mann sich mal was gönen und muss dann feststellen dass alle großen unternehmen schlechte arbeists Bedingungen haben.

    Anderseits sagt asus dass sie in Zukunft ihre neuen Grafikkarten maschinell herstellen werden mal sehen veleicht ändert dass was!?

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