Selbstmorde bringen Foxconn wieder in die Schlagzeilen. Laut chinesischer Medienberichte, verbreitet von China Labor Watch, gab es Ende April erneut zwei Fälle, deren Aufklärung noch läuft.
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Das ABC in Sachen Samsung: Klagen gegen den Konzern
Ich bedauere es ja, dass Samsung nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die Apple bekommt… ich meine im kritischen „Wir wollen fair hergestellte Geräte!“-Sinn. Die deutsche Version der Technology Review hat zwar jüngst in einem Artikel wenig positiv über den Führungsstil und Wettbewerbsstil des Konzerns berichtet, aber das gab es schon an anderer Stelle. Neue Enthüllungsberichte gibt es derzeit nicht. Dennoch greifen langsam die Gegenstrategien
A) Klage gegen Samsung in Frankreich
Drei Organisationen aus Frankreich haben Samsung verklagt wegen Nichteinhaltung der in den eigenen Verhaltenskodizes veröffentlichten Richtlinien. Die Organisationen beziehen sich dabei auf die Entdeckungen von China Labor Watch, dass in Auftrags- und Samsung-eigenen Firmen Kinder beschäftigt werden, während Samsungs „Sustainability Report 2012“ dies klar untersagt: „Samsung Electronics abides by all labor and human rights laws in each region it operates and strictly enforces a ban on child labor“. Die Klage wurde Ende Februar eingereicht, von dessen Fortgang weiß ich nichts. Samsung bestreitet die Kinderarbeitsvorwürfe.
B) Erste Gepräche mit Menschenrechtlern von SHARPS
SHARPS ist die Organisation von Samsung-Opfern, die die Krebsfälle dokumentiert, veröffentlicht und Klage gegen Nichtzahlung von Entschädigungen eingereicht hat. Die staatliche Entschädigungsstelle für einige Opfern hat schon letztes Jahr erstmals Zahlungen angewiesen. Weitere Klagen sind noch anhängig. Gleichzeitig scheint inzwischen ein Dialog begonnen zu haben zwischen Samsung und SHARPS. Auf Nachfrage schrieb mir Dr. Kong von SHARPS, dass zwei Termie stattfanden. Kong hatte den Eindruck, dass Samsung die Fälle aus den Medien haben möchte, indem die Firma selbst Entschädigungen zahlen will. Die Opferfamilien möchten aber die Öffentlichkeit und führen die Klagen weiter.
C) Investorenwarnung
Laut einer Beurteilung von MSCI, einer Investmentberatung, wird Samsung als besonders gefährdet angesehen, wegen Verfehlungen im Umwelt- und Sozialbereich bei zunehmend kritischen Beobachtung Imageschaden zu erleiden: „We believe Samsung is not adequately prepared for the level of scrutiny it is starting to feel“. Wegen des schlechten Management rangiert es noch unter Apple, wie folgende Grafik von MCSI zeigt.
ABC
Vielleicht ist dies ja der eigentlich wichtige bei Anti-Sweatshop-Kampagnen? Die Financial Times (diesmal nicht die eh nicht mehr existierende deutsche Version) jedenfalls klagt über Samsungs Verhalten. Weil A oder B könnte C passieren. Vielleicht bewegen sich die Markenhersteller ja bei sinkendem Shareholder Value.
Interaktive Karte der Apple Suppliers
Apples Zulieferbericht 2013
Apple hat – wie jedes Jahr um diese Zeit – einen Nachhaltigkeitsbericht über seine Zulieferer veröffentlicht, seit den Foxconn-Selbstmorden mit deutlichem Fokus auf die Arbeitsbedingungen.Apple berichtet darin mit viel Selbstlob von ihren eigenen Audits (Untersuchungen vor Ort) und den Ermittlungsergebnissen in 2012. Sie umfassten Fertigungsbetriebe, aber auch Komponentenhersteller, knapp 400 Besuche insgesamt. Laut Apple wurden Arbeiter auch außerhalb der Arbeitsstätte interviewt; die meisten Firmenbesuche dürften aber angekündigt gewesen sein.
Arbeitszeiten
Apple schafft es zunehmend, die Arbeitszeiten auf unter 60 Stunden pro Woche zu drücken, siehe den veröffentlichten Kurvenverlauf. Auffallend ist jedoch, dass gerade zum Zeitpunkt der iPhone 5 Verkäufe die Kurve nach unten ging, siehe auch die Analyse an anderer Stelle. Apple selbst gibt sich als Beobachter, hat aber vermutlich selbst mehr Einfluss als offen eingestanden.60-Stunden-Wochen sind in China gesetzlich möglich, dürfen aber nicht die Regel sein, weil in die Rechnung Überstunden einfließen. Regelarbeitszeit ist 40-Stunden. Es wird oft argumentiert, dass die Arbeitnehmer ja selbst gerne Überstunden machen möchten. Das stimmt, denn sie benötigen das Geld um um die Runden zu kommen. Ursache ist also das geringe Gehalt, eine Legitimation für die Überstunden daraus abzuleiten ist eine Frechheit.Über den Stundenlohn steht in Apples Bericht kein Wort, lediglich über Überstunden- und Nachtzuschläge, die kontrolliert und wohl hier und da korrigiert wurden.
Leiharbeit
Von Leiharbeitern wird oft eine Vermittlungsgebühr von mehreren Monatslöhnen verlangt. Da es sich oft um Wanderarbeiter handelt, schaffen sie es erst nach vielen Monaten, genug Geld zusammen zu haben um mal nach Hause fahren zu können. Apple sorgte dafür, dass viele dieser illegalen Gebühren zurückgezahlt wurden. Das ist einzigartig und sehr lobenswert.
Beschäftigung Minderjähriger
Es gab einen Fall von Beschäftigung Minderjähriger (d.i. unter 15 Jahre) größeren Umfangs. Apple hat die Vertragsbeziehung gekündigt. Leider hat die wenigen Agenturmeldungen vor allem diese Neuigkeit geprägt.In mehreren Firmen war die Arbeit dem Alter nicht angemessen. Die Beschäftigung von Schulpraktikanten soll 2013 genauer beobachtet werden.
Arbeitsschutz
Apple hat hier Detailverbesserungen erreicht, Schutzkleidung, Fluchtwege, Umgang mit gefährlichen Substanzen.
Konfliktmineralien
Einsatz konfliktfreier Mineralien bedeutet, dass keine bewaffneten Konflikte durch den Kauf von Rohstoffen finanziert werden. In aller Regel bezieht sich die Forderung auf die D.R.Kongo und Nachbarländer und auf die Stoffe Gold, Zinn, Tantal und Wolfram. Ein U.S.-amerikanisches Gesetz verlangt eine Veröffentlichung von Geschäften dieser Art.Apple behauptet, dass alle 211 Tantallieferanten die Konfliktfreiheit nachweisen können. Apple kündigt an, dass in Zukunft („we will“) dies für alle vier Stoffe verlangt wird, sobald eine Zertifizierung vorliegt. Beim Zinn ist dies schon der Fall, bei Gold auch, bei Wolfram weiß ich es nicht.Diese Ankündigung ist interessant. Hoffentlich kommen noch mehr Informationen dazu.
Transparenz
Wie immer veröffentlichte Apple keine Namen. Dennoch ist Apple transparenter als die meisten der Mitbewerber. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die weltweiten, schlechten Berichte über Apple-Zulieferer etwas bewegt haben. Apple ist langsam unterwegs, aber auf einem guten Weg.Die ganze IT-Szene ist aber auf eher niedrigem Niveau, das darf man nicht vergessen. Vor einigen Jahren war der Sportartikelhersteller Nike ähnlicher Kritik ausgesetzt wie Apple. Auch Nike hat reagiert. Allein die Veröffentlichung der Zulieferbetriebe ist um einiges ausführlicher und hilfreicher als die von Apple.
Die Akte Samsung
Der folgende Artikel ist Herbst 2012 in der FIfF-Kommunikation 3/12 erschienen.
Unfaire Arbeitsbedingungen auch beim Allesanbieter
Die öffentliche Kritik an unfairen Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Computern hat sich in den vergangenen Monaten auf den Fertiger Foxconn und dessen Auftraggeber Apple konzentriert. Foxconn ist zwar der größte Kontraktfertiger, aber nicht der einzige, und Apple zwar dessen größter, aber nicht der einzige Kunde. Wollen wir also das Augenmerk auch auf andere lenken, und wer liegt da näher als Samsung: bei Handys, Smart-Phones, Speicherchips und LCD-TVs auf Rekordkurs.