Pegatron, verdeckte Ermittlungen und offizielle Audits

Der Name Apple in Verbindung mit schlechten Arbeitsbedingungen sorgt immernoch weltweil für Schlagzeilen in allen wichtigen Medien. Die Neuigkeit ist, dass diesmal nicht Foxconn im Fokus steht, sondern…

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Pegatron ist wie (das viel größere) Foxconn ein sogenannter Kontraktfertiger, also eine der OEMs, die für Markenfirmen die Geräte zusammenlöten, -schrauben und verpacken. Die Firma wurde 2007 aus Asus (eigentlich ASUSTeK Computer Inc.) heraus gegründet. Zu den Kunden von Pegatron sollen u.a. Nokia, Panasonic, HP, Dell, Apple, Lenovo, Acer, Sony, Toshiba und natürlich Asus gehören.

Pegatron fertigt schon seit längerem für Apple u.a. das iPad Mini. Für sein kommendes iPhone 5C Modell soll Apple Pegatron als günstigeren Anbieter im Vergleich zu Foxconn gewählt haben, zumal dieser in diesem Jahr durch schlechte Qualität aufgefallen ist. Tim Cook redete von strategischen Gründen.

Die schlechte Nachricht: Bessere Arbeitsbedingungen waren jedenfalls nicht der Grund für die Auftragsvergabe. Die gute Nachricht: Dass das Interesse nun einem anderen Kontraktfertiger gilt, kann uns nur Recht sein.

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„Faire Arbeitsbedingungen gibt es in China nicht“

61de64274.8605083,5Peter Pawlicki, Soziologe, arbeitete lange Zeit am Institut für Sozialforschung der Universität Frankfurt zusammen mit Dr. Boy Lüthje an mehreren Forschungsprojekten zur inter-nationalen Arbeitsteilung in der Elektronikindustrie. Im Rahmen seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit Ingenieurarbeit in Entwicklungsnetzwerken der Halbleiter-sparte. Zurzeit arbeitet er bei der IG Metall als Projektsekretär zum Thema Arbeit und Innovation. Er ist persönliches Mitglied bei GoodElectronics und kommentiert im Rahmen der jüngsten Veröffentlichungen über die Fertigung des FairPhones in China die Entwicklung. Wir haben ihn interviewt.

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Samsung gibt Kinderarbeit zu, allerdings nur bei Zulieferer des Zulieferers

Die Umweltschutzorganisation „Friends of the Earth“ (FoE) hatte im November einen Bericht vorgelegt über die Zerstörungen beim Zinnabbau in Indonesien. Sie haben daraufhin eine Online-Kampagne gestartet mit automatisch versendeten Briefen an Apple und Samsung und der Aufforderung, die Herkunft ihres Zinns zu veröffentlichen.

Samsung hat tatsächlich geantwortet, in mitten 15.000 anderen auch mir, mit dem üblichen „Wir tun das Bestmögliche“-Geschreibse. FoE sind dabei nicht stehen geblieben: Sie demonstrierten vor Samsung-Konzerngebäuden und bei Chelsea-Spielen.

Und siehe da: Samsung hat nachgelegt und erklärt, dass es wahrscheinlich ist, dass ihre Geräte Zinn der Bankga-Inseln, Indonesien beinhaltet. Gemäß der Recherchen von FoE folgt daraus auch der Einsatz von Arbeitskräften unter 16 Jahre.

1:0 für Samsung schreibt FoE und fordert dazu auf, Apple weiterhin Briefe zu schreiben. Ich bin mir sicher, dass Apple kein Statement abgeben wird, das wäre nicht deren Stil.

Das ABC in Sachen Samsung: Klagen gegen den Konzern

Ich bedauere es ja, dass Samsung nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die Apple bekommt… ich meine im kritischen „Wir wollen fair hergestellte Geräte!“-Sinn. Die deutsche Version der Technology Review hat zwar jüngst in einem Artikel wenig positiv über den Führungsstil und Wettbewerbsstil des Konzerns berichtet, aber das gab es schon an anderer Stelle. Neue Enthüllungsberichte gibt es derzeit nicht. Dennoch greifen langsam die Gegenstrategien

A) Klage gegen Samsung in Frankreich

Drei Organisationen aus Frankreich haben Samsung verklagt wegen Nichteinhaltung der in den eigenen Verhaltenskodizes veröffentlichten Richtlinien. Die Organisationen beziehen sich dabei auf die Entdeckungen von China Labor Watch, dass in Auftrags- und Samsung-eigenen Firmen Kinder beschäftigt werden, während Samsungs „Sustainability Report 2012“ dies klar untersagt: „Samsung Electronics abides by all labor and human rights laws in each region it operates and strictly enforces a ban on child labor“. Die Klage wurde Ende Februar eingereicht, von dessen Fortgang weiß ich nichts. Samsung bestreitet die Kinderarbeitsvorwürfe.

B) Erste Gepräche mit Menschenrechtlern von SHARPS

SHARPS ist die Organisation von Samsung-Opfern, die die Krebsfälle dokumentiert, veröffentlicht und Klage gegen Nichtzahlung von Entschädigungen eingereicht hat. Die staatliche Entschädigungsstelle für einige Opfern hat schon letztes Jahr erstmals Zahlungen angewiesen. Weitere Klagen sind noch anhängig. Gleichzeitig scheint inzwischen ein Dialog begonnen zu haben zwischen Samsung und SHARPS. Auf Nachfrage schrieb mir Dr. Kong von SHARPS, dass zwei Termie stattfanden. Kong hatte den Eindruck, dass Samsung die Fälle aus den Medien haben möchte, indem die Firma selbst Entschädigungen zahlen will. Die Opferfamilien möchten aber die Öffentlichkeit und führen die Klagen weiter.

C) Investorenwarnung

Laut einer Beurteilung von MSCI, einer Investmentberatung, wird Samsung als besonders gefährdet angesehen, wegen Verfehlungen im Umwelt- und Sozialbereich bei zunehmend kritischen Beobachtung Imageschaden zu erleiden: „We believe Samsung is not adequately prepared for the level of scrutiny it is starting to feel“. Wegen des schlechten Management rangiert es noch unter Apple, wie folgende Grafik von MCSI zeigt.

ABC

Vielleicht ist dies ja der eigentlich wichtige bei Anti-Sweatshop-Kampagnen? Die Financial Times (diesmal nicht die eh nicht mehr existierende deutsche Version) jedenfalls klagt über Samsungs Verhalten. Weil A oder B könnte C passieren. Vielleicht bewegen sich die Markenhersteller ja bei sinkendem Shareholder Value.