„Betrifft: Faire Computer“ ist eine Kolumne, die regelmäßig in der FIfF-Kommunikation erscheint. Sie fasst die Ereignisse der letzten 3 Monate kurz und knapp zusammen. Diese hier erschien in der Ausgabe 1/2013 und deckt die Monate September 2012 bis Dezember 2012 ab. Der Text ist auch als PDF erhältlich. Wen Quellennachweise interessieren, der schreibe eine Mail an fairit @ fiff .de
Dies ist die erste Ausgabe der Rubrik „Betrifft: Faire Computer“. Sie soll zu einer regelmäßigen Rubrik in der FIfF-Kommunikation werden, in der wir über neueste Entwicklungen im Bereich sozialverträglicher IT-Produktion berichten. Damit – und mit dem rechtzeitig zum 29C3 fertig gewordenen Flyer nebst neuem Logo – hat das Thema „Fair IT“ beim FIfF längerfristig Einzug gehalten. Kritisch Informieren war schon immer die Stärke des FIfF, und so besteht unsere Arbeit zunächst darin, unsere IT-Techniker- und -Anwenderwelt zu informieren: über die Zustände bei der Herstellung der Geräte, von denen wir abhängen und mit denen wir unser Geld verdienen.
Im vergangenen Vierteljahr sind erneut schwere Vorwürfe gegen Markenfirmen erhoben worden. Sowohl bei einem Samsung-Zulieferer, bei Samsung selbst als auch beim Vertragsfertiger Foxconn – in einem Werk wo zum Zeitpunkt der Untersuchung für Nitendo gearbeitet wurde – wurde der für unsere „westliche“ Welt vielleicht schwerwiegendste Vorwurf laut: Kinderarbeit. Es geht um 16-jährige Schüler und Studentinnen, die in China als Praktikanten von den Lehrern völlig fachfremd in die IT-Werkshallen vermittelt werden, wo sie die gleiche Arbeit machen wie die Angestellten: 12-Stunden Tag- und Nachtschicht am Fließband. Laut auch von China ratifizierter Arbeitsnorm der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) dürfen weder Minderjährige schwere oder ungesunde Arbeit verrichten noch Praktikanten fachfremd eingestellt werden.
Im Bereich der Rohstoffgewinnung zeigt der Abschnitt 1502 des U.S.-amerikanischen Dodd-Frank-Act, der heimische Firmen zwingt, Geschäfte in der D.R.Kongo und angrenzenden Staaten zu veröffentlichen, nun positive Wirkung, nachdem er zunächst wie ein Embargo wirkte und lediglich illegalen Schmuggel förderte: Es soll erstes „konfliktfreies“ Zinnerz aus dem Kongo geben, d.h. dass bei der Förderung und dem Transport des Gesteins weder Milizen noch autonome Regierungstruppen Geld verdienen, etwa durch Wegzoll oder bewaffnete Inbesitznahme. Im Laufe dieses Jahres soll das zertifizierte Lötzinn auch bei den IT-Fertigern ankommen. Initiiert haben das Programm AVX und Motorola.
Diese Gelegenheit hat das Projekt FairPhone genutzt, seine Strategie zu konkretisieren und angekündigt, als erster ein Smartphone anzubieten, welches eben dieses konfliktfreie Zinn beinhaltet. Damit wäre ein kleiner Schritt getan. Zwar folgt aus Konfliktfreiheit nicht Fairness – denn das Einkommen der Kleinschürfer verbessert sich zum Beispiel nicht – aber die korrupten Strukturen zu Lasten der Bevölkerung werden umgangen. Dazu möchte FairPhone Partnerschaften mit einem Hersteller und einem Provider eingehen; die Initiative selbst wirkt dabei vor allem vermittelnd. Sie möchten im Juni ihr Gerät vorstellen und im Herbst 10.000 Exemplare zu 250 bis 300 Euro verkaufen.
Da ist die faire Maus von Nager-IT (in einer früheren FIfF-Kommunikation noch als „Phefe“ vorgestellt) schon weiter: Seit Anfang Dezember kann man sie kaufen, für 34,90 € inkl. dritter Maustaste und Versand, siehe www.nager-it.de. Die auf der Website dokumentierte Herstellerliste und Lieferkette zeigt: Das meiste wird in Deutschland hergestellt, zentrale Bestandteile wie etwa der Chip mit der Sensorlogik können derzeit aber nur per unbekannter – also vermutlich unfairen – Arbeitsbedingungen aus Fernost gefertigt und geliefert werden. Ich habe eine solche teilfaire Maus inzwischen im Dauereinsatz.
(Gekürzt um falsche, weil veraltete Informationen und FIfF-Interna.)